Neuer Toyota Prius Plug-in-Hybrid: Sieht besser aus und fährt auch besser (2024)

Der Toyota Prius ist der Vorreiter unter den Hybrid-Fahrzeugen – und nach 25 Jahren Bauzeit fast schon ein Klassiker. Nun gibt es ihn nur noch als Plug-in-Hybrid: Deutlich schicker, mit größerer Batterie und mit 100 PS mehr Leistung.

• Neuer Toyota Prius ab 45.290 Euro

• Ausschließlich als Plug-in-Hybrid erhältlich

• Jetzt mit 223 PS und 86 km Elektroreichweite

Fünf Millionen Mal ist der Toyota Prius bis heute weltweit verkauft worden. Und das, obwohl er über vier Generationen hinweg alles andere als Everybody's Darling gewesen ist. Zu gewagt war die Form der Karosserie, zu gewagt auch der Antrieb mit seinem aufheulenden CVT-Getriebe. Nur eines konnte man ihm nie absprechen: Er setzte Maßstäbe in Sachen Kraftstoffeffizienz.

Nun kommt die fünfte Generation des Toyota Prius zu den Händlern. Die dürfte – optisch in eine sehr gefällige Form gebracht – einen deutlich größeren Kundenkreis ansprechen. Und wurde selbstverständlich technisch weiterentwickelt. Die Folge: Es gibt ihn nun nur noch als Plug-in-Hybrid (PHEV). Der einfache Hybrid, dessen Akku nicht an der Steckdose aufgeladen wird und der daher nur sehr kurze Strecken elektrisch fahren kann, ist Geschichte.

Wir hatten erstmals Gelegenheit, den neuen Toyota Prius PHEV im Straßenverkehr auszuprobieren. Lesen Sie, wie weit er dank größerer Batterie elektrisch kommt, wie er sich beim Fahren so anfühlt und was ihn von seinem Vorgänger im Detail unterscheidet.

Bildergalerie: Toyota Prius 2023

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Karosserie: Auf 4,60 Meter geschrumpft

Aerodynamisch gestaltet war der Prius schon immer, in der Neuauflage sieht das auf geringen Windwiderstand getrimmte Karosseriekleid erstmals richtig chic aus. Als Basis dient die zweite Generation der TNGA-Plattform des Konzerns, die eine flachere Silhouette und einen niedrigeren Schwerpunkt möglich macht. Die Karosserie ist 30 Prozent steifer, und obwohl der Prius in Sachen Ausstattung eindeutig zugelegt hat, blieb das Leergewicht des Fahrzeugs gleich niedrig (1605 Kilogramm).

Während die Gesamtlänge um fast 5 Zentimeter auf 4,60 Meter geschrumpft ist, legte der Radstand um den gleichen Wert zu. Und das ist gut so, denn so genießen hinten Sitzende eine sehr ordentliche Beinfreiheit. Der Kofferraum dagegen ist mit 284 Litern schon arg klein geraten, lässt sich aber durch Umlegen der Rücksitzlehnen für Transportaufgaben erweitern. Wie groß genau der Stauraum dadurch wird, gibt Toyota im technischen Datenblatt aber nicht an.

Im optischen Ergebnis steht der Viertürer deutlich satter auf der Straße als zuletzt. An der Front im neuen Designstil der Marke finden sich sehr schmale Scheinwerfer, das Heck wird von einem Leuchtenband geprägt. 

Im Innenraum ist vieles neu

Der Innenraum ist überwiegend in Schwarz gehalten, die fühlbare Qualität der Materialien nichts Besonderes, aber okay. Interessant: Die Instrumente befinden sich nun hinter dem Lenkrad und nicht mehr in der co*ckpitmitte wie noch beim Vorgänger. Sie sind als kleiner Digital-Bildschirm ausgeführt. In der Mittelkonsole findet sich ein weiteres Display, das für aktuelle Verhältnisse eher klein ausfällt und Navi, Entertainment sowie Einstellmöglichkeiten aller Art beherbergt. Gut: Für die Bedienung der Klimaanlage gibt es weiterhin physische Knöpfe und Schalter. 

Das Lenkrad des Toyota Prius ist jetzt sehr tief positioniert und befindet sich, richtig eingestellt, mehr vor dem Bauch als vor der Brust des Fahrers. Auch die Handhabung des Automatikwahlhebels ist neu: Denn um den Rückwärtsgang einzulegen, muss man den Umweg über die Drive-Stellung nehmen – das ist zumindest gewöhnungsbedürftig.

Der Plug-in-Hybrid hat 100 PS mehr

Erfreulich spontan arbeitet der wesentlich weiterentwickelte Hybrid-Antrieb des neuen Toyota Prius. Nicht nur wurde der 1,8-Liter-Benziner an der Vorderachse durch einen kräftigeren 2,0-Liter-Verbrenner getauscht. Die entscheidende Änderung ist der von 53 kW/72 PS auf 120 kW/163 PS erstarkte Elektromotor für den Antrieb. Damit ist der E-Motor sogar kräftiger als der verbaute Verbrenner und kann die Leistungsanforderungen viel besser und meist ohne Hilfe des Verbrenners bewältigen.

Die Folge: Man fährt wesentlich häufiger im reinen, fast geräuschlosen Elektroantrieb. Und man muss das Gas-Strom-Pedal schon ziemlich heftig nach unten drücken, damit sich der Verbrenner zuschaltet. Das heißt: Im Alltag tauchen viel weniger Situationen auf, wo der Antrieb mit dem CVT-Getriebe plötzlich höchst angestrengt herumheult. Keine Frage: Der Antriebskomfort ist um Welten besser als im Vorgängermodell.

Der größere rein elektrische Fahranteil benötigt freilich auch eine größere Energiemenge. Sie steckt in einem von 8,8 auf 13,6 kWh gewachsenen Akku mit einer 50 Prozent höheren Energiedichte. Der Akku wird im Carport stehend per Kabel, im Fahrbetrieb durch den Verbrennungsmotor sowie die zurückgewonnene Bremsenergie und zu einem kleinen Teil über das optionale Solardach geladen. Toyota verspricht eine Elektroreichweite von bis zu 86 Kilometern unter günstigen äußeren Bedingungen, also bei verbrauchgünstigem Fahrstil und Außentemperaturen um die 20 Grad. Das Solardach könne unter Bestbedingungen bis zu 8,7 Kilometer Gratisreichweite pro Tag generieren.

Die Werte konnten wir bei unserer ersten Testfahrt natürlich noch nicht überprüfen. Zum Vergleich muss man daher einstweilen die Verbrauchswerte des Herstellers heranziehen: Ergab sich beim Vorgänger-Prius ein Verbrauch von 1,3 Litern Superbenzin plus 9,9 kWh Strom auf 100 Kilometer Fahrstrecke, beträgt der Wert für den neuen Prius laut Hersteller nun 0,7 Liter Benzin plus 12,6 kWh Strom. Oder in elektrischer Reichweite ausgedrückt: Statt 59 Kilometer sollen mit dem neuen Prius 86 Kilometer elektrisch möglich sein, bis der Akku Nachschub verlangt. Den realistischen Verbrauch und die realistische elektrische Reichweite wird der ADAC baldmöglichst in einem Test ermitteln.

Als Pluspunkt könnte sich auswirken, dass der neue Prius eine Wärmepumpe serienmäßig an Bord hat. Die Energierückgewinnung (Rekuperation) lässt sich überdies in drei Stufen einstellen und damit auch festlegen, wie stark der Prius abbremst, wenn der Fahrer oder die Fahrerin vom Gaspedal geht. Die Wahl der Einstellung ist aber eher eine Frage des Geschmacks, nicht der Effizienz. Am effizientesten ist immer langsames und möglichst gleichmäßiges Fahren, bei dem der Fahrer vorausschauend Gas/Strom gibt oder wegnimmt.

Angenehmer Fahrkomfort im neuen Prius

Mehr Kraft des Elektromotors, größere elektrische Fahranteile, ein kultivierterer Vierzylinder-Verbrennner – das ist die eine Seite der Verbesserungen für den neuen Prius. Die andere Seite sind die Qualitäten des Fahrwerks, die sich ebenfalls gesteigert haben. So reagiert die Federung auf Unebenheiten der Straße jetzt merklich feinfühliger. Insbesondere Kopfsteinpflaster oder Fahrbahnabsätze werden weniger in den Fahrgastraum übertragen.

Auch stellt die Bedienung für den Prius-Fahrer keine besondere Herausforderung dar. Jedenfalls solange man sich von den Tiefen der Menüs fernhält. Und das ist in der Regel möglich. Für die wichtigsten Funktionen, wie die Lautstärkeregelung und die Klimaeinstellungen, gibt es herkömmliche Drehregler oder Taster. So soll es prinzipiell sein, damit der Fahrer nicht unnötig abgelenkt wird.

Kompliziert wird es bei den Assistenzsystemen ohnehin. Und davon hat der neue Prius eine ganze Menge. Zu nennen ist etwa das sogenannte Predictive Efficient Drive System, das tägliche Routen und Fahrstil des Fahrers lernt, wie Toyota erklärt. Auch teilautomatisches sowie ferngesteuertes Einparken ist möglich. Nicht zuletzt sollen neue und verbesserte Fahrerassistenz- und Unfallvermeidungsfunktionen Komfort und Sicherheit des Prius verbessert haben.

Zentrale Funktionen betreffen übrigens die Fahrerüberwachung. Ob die häufige Aufforderung im Display, als Fahrer weniger unaufmerksam oder weniger schnell zu sein, aus Gründen der Verkehrssicherheit sinnvoll ist? Das mag so sein. Die Toleranzgrenzen des Systems aber sind so eng und rigide, dass sie fragwürdig erscheinen. Muss es denn wirklich sein, dass der Fahrer alle paar Minuten angepiepst wird, weil er entweder drei km/h über dem aktuellen Tempolimit unterwegs ist, weil er vermeintlich einmal zu viel aus dem Seitenfenster geschaut hat oder weil er irgendwie in sich zusammengesunken sein soll, sodass das System das Gesicht des Fahrers nicht mehr erkennt? Solche Maßregelungen können jedenfalls ganz schön auf die Nerven gehen. Und man wünscht sich, sämtliche dieser Funktionen dauerhaft abschalten zu können.

PHEV: Kein Umweltbonus mehr

Der Preis für den neuen Toyota Prius beläuft sich für die Basisversion auf 45.290 Euro. Alternativ stehen zwei höhere Ausstattungslinien namens Executive und Advanced zur Wahl. Bereits das Einstiegsmodell kommt mit schlüssellosem Zugangssystem, elektrisch verstell- und beheizbaren Vordersitzen, Rückfahrkamera und Assistenzsystemen aller Art.

Auf staatliche Förderung können deutsche Prius-Käufer nicht mehr hoffen, da der Umweltbonus für Plug-in-Hybride weggefallen ist. Eine rein batteriegetriebene Variante des Prius ist nicht geplant. Dafür ist nun der elektrische Toyota bZ4X im Programm.

Toyota Prius: Technische Daten und Preise

Text: Holger Holzer/SP-X, Jochen Wieler, Wolfgang Rudschies

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